Fugushima |
2013-03-13 08:09 |
"Fugu" ist der japanische Name für den Kugelfisch, der zwar lecker schmeckt, aber tödliche Vergiftungen verursacht, wenn er vor dem Kochen nicht aufmerksam genug ausgenommen wird.
Ähnlich verhält es sich auch mit dem, was unsere Medien anlässlich des zweiten Jahrestages der Kernschmelze von Fukushima wieder mal von sich geben.
Wenn man nicht aufmerksam liest, gewinnt man meistens den Eindruck, die 19.000 Todesopfer (genauer: 16.000 Tote und 3.000 Vermisste) seien schätzungsweise zur Hälfte an Verstrahlung, verschiedensten schnellwachsenden Krebsarten u.dgl. gestorben.
Das ist natürlich Unsinn, und verschiedene Politiker der Grünen werden zu Recht dafür gescholten.
Fast alle 19.000 Toten haben mit dem Reaktorunglück nichts zu tun, sondern sind ganz normale Erdbeben- und Tsunami-Opfer.
Also Entwarnung?
Nicht so schnell, meine liebe "Mein Auto fährt auch ohne Wald"-Fraktion,
bitte das einschlägige Gekrähe auf den (meist) rechten Blogs mal für 5 Minuten einstellen.
Das Heimtückische an Verseuchung von Mensch und Umwelt mit Radionukliden (nicht "Radioaktivität", das ist schon wieder so eine Begriffsschlamperei!)
ist ja nicht, dass man sofort daran stürbe, sondern
1. Erhöhte Krebswahrscheinlichkeit in den folgenden JahrZEHNTEN
Nachgewiesen ist dies für alle Gebiete, in denen sich die Hinterlassenschaften von kerntechnischen Schlampereien aus dem kalten Krieg befinden.
Auch Tschernobyl ist inzwischen lang genug her, dass hierfür der Effekt sichtbar wird:
Thyroid cancer risk ... has not yet begun to decline
2. Erbschäden
Auch dies können alle Nachbarn ehemaliger Atombomben-Testgebiete bestätigen.
Wissenschaftlich nachzuweisen oder zu widerlegen ist das noch schwieriger als die Krebshäufung,
daher steige ich jetzt nicht weiter drauf ein.
Wem Krebstote egal sind, dem sind missgebildete Kinder und Enkel vermutlich auch egal.
Weiter also im Text.
Wenn es stimmt, dass Tschernobyl in den auf das Unglück folgenden 25 Jahren 10.000 bis 100.000 Tote gefordert hat,
so ist eine gleiche Größenordnung auch für Fukushima zu erwarten.
Ich nehme an, dass sie eher höher liegen wird, weil
Die Umsiedlungsmaßnahmen der japanischen Behörden ergeben keinen gesundheitlichen und/oder eugenischen Sinn, allenfalls den "sozialen" Sinn, die Bevölkerung möglichst wenig aufzuwühlen.
Warum den Wähler aufscheuchen, wenn in 20 Jahren, wenn den Wähler die Leukämie juckt, der Politiker seine von ersterem bezahlte Rente genießt.
Zu Überheblichkeit über den Japaner besteht kein Anlass, hierzulande wäre es exakt das Gleiche.
Unglücke wie Tschernobyl oder Fukushima müssen unbedingt verhindert werden!
Mit diesem Satz Konsens-Soße endet die Bestandsaufnahme, weiter zum Ausblick.
Trotz allem vorher gesagten halte ich einen Komplettausstieg aus der Nutzung der Kernenergie für übertrieben.
Die Menschheit hat mit den heutigen Atomkraftwerken die bislang einzige Möglichkeit in der Hand,
auf kontrollierte Weise Masse in Energie zu verwandeln.
Sollte sich die Menschheit weiterentwickeln wollen, und ich hoffe mal, dass sie das will,
so muss der technologische Pfad hin zu immer weiter verbesserter Beherrschung der Materie offen bleiben und weiter beschritten werden.
Nicht behindert werden sollten also
Das heißt nicht, dass es jedem korrupten Säuferverein (Tschernobyl...) freigestellt sein kann,
uralte Siedewasser-Schrottreaktoren bis eine Sekunde vor dem kompletten Zusammenbruch weiterkochen zu lassen.
Ausstiegsmaßnahmen sollten sich allein nach der Gesamtmenge der Sicherheit richten,
und nicht nach politischen Zwangsvorstellungen.
Konkret könnte das heißen:
Frau Merkel wäre besser dran gewesen, wenn sie einfach gesagt hätte:
Am - immerhin von rot-grün beschlossenen - Ausstiegsplan bis in die 2020er, was eh nicht mehr lang hin ist, wird festgehalten, fertig, aus.
Eine solche "Politik der ruhigen Hand" hätte keine Stromnetz-Probleme verursacht und der Wirtschaft ausreichend Zeit zur Evolution von Alternativen gelassen.
Momentan werden Kernkraftwerke de facto durch Kohlekraftwerke ersetzt, was ökologisch durchaus fragwürdig ist.
Die Solarsubventionen schießen durch die Decke, eine Evolution der verschiedenen Techniken am Markt findet nicht statt.
Der einzige verbesserungsbedürftige Punkt am alten Atomkonsens ist, dass dieser den Kraftwerksneubau explizit verbietet.
Dies müsste zu dem Zeitpunkt, an dem man neuen Kraftwerkstypen das Gütesiegel "inhärent sicher" zubilligen kann, gelockert werden.
Wie schön wäre es, wenn in der Politik nicht der heilige Krieg der guten Rechten/Linken gegen die bösen Linken/Rechten das Maß der Dinge wäre, sondern man sich parteiübergreifend um Pragmatismus bemühen könnte.
Im Repräsentativ-System wird das wohl ein frommer Wunsch bleiben.
Aber genug für heute.
* * *
Mein Kommentar dazu:
Ähnlich verhält es sich auch mit dem, was unsere Medien anlässlich des zweiten Jahrestages der Kernschmelze von Fukushima wieder mal von sich geben.
Wenn man nicht aufmerksam liest, gewinnt man meistens den Eindruck, die 19.000 Todesopfer (genauer: 16.000 Tote und 3.000 Vermisste) seien schätzungsweise zur Hälfte an Verstrahlung, verschiedensten schnellwachsenden Krebsarten u.dgl. gestorben.
Das ist natürlich Unsinn, und verschiedene Politiker der Grünen werden zu Recht dafür gescholten.
Fast alle 19.000 Toten haben mit dem Reaktorunglück nichts zu tun, sondern sind ganz normale Erdbeben- und Tsunami-Opfer.
Also Entwarnung?
Nicht so schnell, meine liebe "Mein Auto fährt auch ohne Wald"-Fraktion,
bitte das einschlägige Gekrähe auf den (meist) rechten Blogs mal für 5 Minuten einstellen.
Das Heimtückische an Verseuchung von Mensch und Umwelt mit Radionukliden (nicht "Radioaktivität", das ist schon wieder so eine Begriffsschlamperei!)
ist ja nicht, dass man sofort daran stürbe, sondern
1. Erhöhte Krebswahrscheinlichkeit in den folgenden JahrZEHNTEN
Nachgewiesen ist dies für alle Gebiete, in denen sich die Hinterlassenschaften von kerntechnischen Schlampereien aus dem kalten Krieg befinden.
Auch Tschernobyl ist inzwischen lang genug her, dass hierfür der Effekt sichtbar wird:
Thyroid cancer risk ... has not yet begun to decline
2. Erbschäden
Auch dies können alle Nachbarn ehemaliger Atombomben-Testgebiete bestätigen.
Wissenschaftlich nachzuweisen oder zu widerlegen ist das noch schwieriger als die Krebshäufung,
daher steige ich jetzt nicht weiter drauf ein.
Wem Krebstote egal sind, dem sind missgebildete Kinder und Enkel vermutlich auch egal.
Weiter also im Text.
Wenn es stimmt, dass Tschernobyl in den auf das Unglück folgenden 25 Jahren 10.000 bis 100.000 Tote gefordert hat,
so ist eine gleiche Größenordnung auch für Fukushima zu erwarten.
Ich nehme an, dass sie eher höher liegen wird, weil
- die Sperrzone um den Unglücksort zu knapp bemessen ist (Tschernobyl 30-100km, Fukushima 20km)
- die Bevölkerungsdichte in Japan viel höher ist als in der Ukraine und Weißrussland
- sich ein Großteil der Umgesiedelten ausgerechnet unmittelbar am Sperrzaun neu niedergelassen hat
Die Umsiedlungsmaßnahmen der japanischen Behörden ergeben keinen gesundheitlichen und/oder eugenischen Sinn, allenfalls den "sozialen" Sinn, die Bevölkerung möglichst wenig aufzuwühlen.
Warum den Wähler aufscheuchen, wenn in 20 Jahren, wenn den Wähler die Leukämie juckt, der Politiker seine von ersterem bezahlte Rente genießt.
Zu Überheblichkeit über den Japaner besteht kein Anlass, hierzulande wäre es exakt das Gleiche.
Unglücke wie Tschernobyl oder Fukushima müssen unbedingt verhindert werden!
Mit diesem Satz Konsens-Soße endet die Bestandsaufnahme, weiter zum Ausblick.
Ausstieg?
Trotz allem vorher gesagten halte ich einen Komplettausstieg aus der Nutzung der Kernenergie für übertrieben.
Die Menschheit hat mit den heutigen Atomkraftwerken die bislang einzige Möglichkeit in der Hand,
auf kontrollierte Weise Masse in Energie zu verwandeln.
Sollte sich die Menschheit weiterentwickeln wollen, und ich hoffe mal, dass sie das will,
so muss der technologische Pfad hin zu immer weiter verbesserter Beherrschung der Materie offen bleiben und weiter beschritten werden.
Nicht behindert werden sollten also
- die Fusionsforschung
- die Forschung nach inhärent sicheren Fissionsreaktoren
- weitere Grundlagenforschung, Fusion ist ja nicht alles
Das heißt nicht, dass es jedem korrupten Säuferverein (Tschernobyl...) freigestellt sein kann,
uralte Siedewasser-Schrottreaktoren bis eine Sekunde vor dem kompletten Zusammenbruch weiterkochen zu lassen.
Ausstiegsmaßnahmen sollten sich allein nach der Gesamtmenge der Sicherheit richten,
und nicht nach politischen Zwangsvorstellungen.
Konkret könnte das heißen:
- Jeweils 3 bis 5 alte Tauchsieder, die älter als ich sind, durch ein neues, sicherheitstechnisch optimales Kraftwerk zu ersetzen
- Anstatt ausgerechnet in Deutschland Reaktoren stillzulegen, dies lieber in Osteuropa herbeizuführen
Frau Merkel wäre besser dran gewesen, wenn sie einfach gesagt hätte:
Am - immerhin von rot-grün beschlossenen - Ausstiegsplan bis in die 2020er, was eh nicht mehr lang hin ist, wird festgehalten, fertig, aus.
Eine solche "Politik der ruhigen Hand" hätte keine Stromnetz-Probleme verursacht und der Wirtschaft ausreichend Zeit zur Evolution von Alternativen gelassen.
Momentan werden Kernkraftwerke de facto durch Kohlekraftwerke ersetzt, was ökologisch durchaus fragwürdig ist.
Die Solarsubventionen schießen durch die Decke, eine Evolution der verschiedenen Techniken am Markt findet nicht statt.
Der einzige verbesserungsbedürftige Punkt am alten Atomkonsens ist, dass dieser den Kraftwerksneubau explizit verbietet.
Dies müsste zu dem Zeitpunkt, an dem man neuen Kraftwerkstypen das Gütesiegel "inhärent sicher" zubilligen kann, gelockert werden.
Wie schön wäre es, wenn in der Politik nicht der heilige Krieg der guten Rechten/Linken gegen die bösen Linken/Rechten das Maß der Dinge wäre, sondern man sich parteiübergreifend um Pragmatismus bemühen könnte.
Im Repräsentativ-System wird das wohl ein frommer Wunsch bleiben.
Aber genug für heute.
* * *