Prof. Harald Lesch, der Klimawandel und die AfD |
2016-08-16 18:22 |
Es geht dieser Tage durch alle Medien (z.B. hier oder hier):
Der aus (guten!) populärwissenschaftlichen Fernsehsendungen bekannte Professor Harald Lesch hat ein Video zum Thema "die AfD zum Klimawandel" publiziert.
Natürlich wurde er von bösen AfD-lern daraufhin beschimpft, was wiederum ihn zusammen mit den Mainstream-Medien dazu veranlasste, den Boden der Neutralität komplett zu verlassen und dem allgemeinen Anti-AfD-Geschäume weitere Bläschen ("gegen den Hass" usw.) hinzuzufügen.
Ja, Lesch hat mit seinem Video den Boden der Neutralität verlassen. Nicht nur die Themenwahl (Wo sind Leschs Videos zu mathematischen Idiotien in den Wirtschaftsteilen der Programme aller Linksparteien?), sondern auch die Durchführung waren nicht neutral.
Warum, das versuche ich jetzt zu erklären.
Die Energiewendepolitik der deutschen Bundesregierung beruht im Wesentlichen auf folgender Überlegung:
1. Das Klima ändert sich derzeit.
2. Die Änderung ist bedrohlich.
3. Die Änderung wird hauptsächlich durch den CO2-Anstieg verursacht.
4. Die CO2-Zunahme ist hauptsächlich menschengemacht.
5. Daher muss die Verbrennung von fossilem Kohlenstoff eingeschränkt werden, und zwar
6. koste es den Bürger, was es wolle.
Mein Fazit von allem, was ich zu dem Thema in den letzten Jahrzehnten lesen konnte, ist dieses:
1. ist sicher richtig.
2. ist bereits fraglich. Bereits die sehr kurze Geschichte der menschlichen Zivilisation kam schon mit weitaus größeren Klimaschwankungen zurecht. Bedrohlich wäre allein der "run-away greenhouse effect" und den haben wir definitiv nicht.
3. Höchst fraglich. Die Klimaschwankungen der Vergangenheit können mit CO2 nicht erklärt werden. Es gibt also offensichtlich noch andere, sehr wichtige Faktoren, die noch dazu auf unbekannte Weise miteinander wechselwirken. Für mehr Forschung an Klimamodellen bin ich also rein aus akademischem Interesse gerne zu haben.
4. Ebenfalls fraglich, aber wenigstens plausibel.
5. ist immerhin ein richtiger logischer Schluss, solange 1.-4. richtig wären und der Umzug auf neue Planeten oder andere rein phantastische "Lösungen" nicht zur Verfügung stehen.
6. wäre dann richtig, wenn die bisherige Gedankenbrücke nicht aus lauter wackeligen Annahmen bestünde, wenn die Auslöschung der Menschheit tatsächlich bevorstünde und wenn das Todesszenario "Klimakatastrophe" drastisch wahrscheinlicher als andere Todesszenarien wäre. Für wenige Milliarden Euro könnten wir Meteoriten-Abwehr oder/und viele andere globale Sicherheitsverbesserungen bekommen.
Wenn man sich unter "Rechtspopulisten" umhört, dann wird man sofort feststellen, dass die Leute hauptsächlich mit dem Punkt 6. Probleme haben. Und das meiner bescheidenen Meinung nach mit Recht.
Die einzige sichere Tatsache an der Energiewendepolitik ist nun mal, dass sie bis jetzt für den Bürger nur Nachteile gebracht hat:
Die Kosten steigen ohne Ende, arme Stromkunden im Ruhrpott subventionieren reiche bayerische Solarbauern, Windräder verschandeln Landschaften und killen Vögel, Netzstabilität und Versorgungssicherheit werden aufs Spiel gesetzt usw.
Es wäre demnach zu fordern, dass die Begründung für so eine Politik hieb- und stichfest sein muss.
Bei etwas wohlwollender Interpretation fordert der Teil des AfD-Programms, auf den Lesch sich bezieht (Grundsatzprogramm der AfD, darin Seite 79) in der zweiten Hälfte genau das.
Prof. Harald Lesch beißt sich aber in der ersten Hälfte fest und sucht dort nach Korinthen.
a) Das IPCC ist nicht der alleinige wissenschaftliche Input-Geber für die Energiewendepolitik. Ja, sicherlich. Großes Kino.
b) Die AfD betreibt Window-Dressing, um die Klimaerwärmung hinwegzuerklären. Ja, richtig. Die AfD wäre besser beraten gewesen, auf die größeren Klimaschwankungen der letzten 5.000 oder 50.000 Jahre hinzuweisen, siehe oben. Der von der AfD ausgewählte 10-Jahres-Zeitraum ist in der Tat bescheuert. Aber egal, an der Wackeligkeit an oben skizziertem Gedankenschritt Nr. 2 ändert sich dadurch doch nichts?
c) Die AfD kritisiert, dass man sich auf Computermodelle beruft. Das hätte sie sich tatsächlich besser verkniffen, spielt aber ebenfalls für die Argumentation keine Rolle.
d) Die AfD behauptet, dass mehr CO2 das Pflanzenwachstum fördert. Nun, da hat die AfD halt schlicht und einfach Recht, solange es um die Konzentrationen geht, die derzeit in der Erdatmosphäre anzutreffen sind. In diesem Punkt wird Lesch regelrecht unseriös, indem er unterstellt, die AfD hätte behauptet, dass das auch bei Mars- oder Titanatmosphäre gelten würde.
Natürlich gibt es an der AfD vieles auszusetzen (an anderen Parteien niemals), aber der nichtneutrale Antrieb, der hinter Leschs Beitrag steht, führt leider dazu, dass der meiner Meinung nach kritischste Teil der Herangehensweise der AfD nicht entdeckt wird.
Dieser Teil, der so typisch für die heutige AfD ist, ist das verschwörungstheoretische Denken, das hinter der Dämonisierung des IPCC steckt.
Warum kann man nicht einfach sagen, dass die Bonanza für bayerische Solarbauern Mist ist, dass die Bürokratie Mist ist, dass die zahllosen Sondersteuern, die den Strompreis für die Bürger Deutschlands in astronomische Höhen getrieben haben, Mist sind? Man könnte auch noch sagen, dass alles zusammen typisch neudeutsche Dummheiten sind.
Wozu aber braucht man da noch die weltweite, geheimnisvolle Klammer "IPCC"? Mich gruselt es da leicht.
Es ist auch nicht nötig, in jedem der Punkte 1. bis 6. das Gegenteil der Regierungslinie zu behaupten. Es reicht, wenn mindestens einer der Gedankenschritte ungültig ist, und die Argumentation der klimafreundlichen Milliarden-Umverteiler bricht zusammen.
Es ist bedauerlich, dass die AfD der Versuchung, jeden einzelnen Schritt zu "widerlegen", nicht widerstehen konnte.
Mehr Neutralität bei Lesch hätte den Blick des Zuschauers vielleicht für diese und vielleicht noch weitere Unzulänglichkeiten im AfD-Programm öffnen können. Vielleicht wäre sogar eine objektivere Betrachtung der gesamten Klimapolitik möglich geworden. Vertane Gelegenheit!
Leider muss auch ich Professor Lesch vorwerfen, sich zum Soldaten einer politischen Seite, nämlich der Regierungsseite, gemacht zu haben.
* * *
hallo fritz, gebe dir in allen punkten recht.
weiter so !!
lg. heinz
PS. habe dich letzte Woche im maria einsiede (mit familie) gesehen.
schön mal einen stadtrat im öffentlichen bad anzutreffen... :-)
1 Kommentar.
Mein Kommentar dazu:
Der aus (guten!) populärwissenschaftlichen Fernsehsendungen bekannte Professor Harald Lesch hat ein Video zum Thema "die AfD zum Klimawandel" publiziert.
Natürlich wurde er von bösen AfD-lern daraufhin beschimpft, was wiederum ihn zusammen mit den Mainstream-Medien dazu veranlasste, den Boden der Neutralität komplett zu verlassen und dem allgemeinen Anti-AfD-Geschäume weitere Bläschen ("gegen den Hass" usw.) hinzuzufügen.
Boden der Neutralität verlassen
Ja, Lesch hat mit seinem Video den Boden der Neutralität verlassen. Nicht nur die Themenwahl (Wo sind Leschs Videos zu mathematischen Idiotien in den Wirtschaftsteilen der Programme aller Linksparteien?), sondern auch die Durchführung waren nicht neutral.
Warum, das versuche ich jetzt zu erklären.
Die Energiewendepolitik der deutschen Bundesregierung beruht im Wesentlichen auf folgender Überlegung:
1. Das Klima ändert sich derzeit.
2. Die Änderung ist bedrohlich.
3. Die Änderung wird hauptsächlich durch den CO2-Anstieg verursacht.
4. Die CO2-Zunahme ist hauptsächlich menschengemacht.
5. Daher muss die Verbrennung von fossilem Kohlenstoff eingeschränkt werden, und zwar
6. koste es den Bürger, was es wolle.
Mein Fazit von allem, was ich zu dem Thema in den letzten Jahrzehnten lesen konnte, ist dieses:
1. ist sicher richtig.
2. ist bereits fraglich. Bereits die sehr kurze Geschichte der menschlichen Zivilisation kam schon mit weitaus größeren Klimaschwankungen zurecht. Bedrohlich wäre allein der "run-away greenhouse effect" und den haben wir definitiv nicht.
3. Höchst fraglich. Die Klimaschwankungen der Vergangenheit können mit CO2 nicht erklärt werden. Es gibt also offensichtlich noch andere, sehr wichtige Faktoren, die noch dazu auf unbekannte Weise miteinander wechselwirken. Für mehr Forschung an Klimamodellen bin ich also rein aus akademischem Interesse gerne zu haben.
4. Ebenfalls fraglich, aber wenigstens plausibel.
5. ist immerhin ein richtiger logischer Schluss, solange 1.-4. richtig wären und der Umzug auf neue Planeten oder andere rein phantastische "Lösungen" nicht zur Verfügung stehen.
6. wäre dann richtig, wenn die bisherige Gedankenbrücke nicht aus lauter wackeligen Annahmen bestünde, wenn die Auslöschung der Menschheit tatsächlich bevorstünde und wenn das Todesszenario "Klimakatastrophe" drastisch wahrscheinlicher als andere Todesszenarien wäre. Für wenige Milliarden Euro könnten wir Meteoriten-Abwehr oder/und viele andere globale Sicherheitsverbesserungen bekommen.
Wenn man sich unter "Rechtspopulisten" umhört, dann wird man sofort feststellen, dass die Leute hauptsächlich mit dem Punkt 6. Probleme haben. Und das meiner bescheidenen Meinung nach mit Recht.
Die einzige sichere Tatsache an der Energiewendepolitik ist nun mal, dass sie bis jetzt für den Bürger nur Nachteile gebracht hat:
Die Kosten steigen ohne Ende, arme Stromkunden im Ruhrpott subventionieren reiche bayerische Solarbauern, Windräder verschandeln Landschaften und killen Vögel, Netzstabilität und Versorgungssicherheit werden aufs Spiel gesetzt usw.
Es wäre demnach zu fordern, dass die Begründung für so eine Politik hieb- und stichfest sein muss.
Bei etwas wohlwollender Interpretation fordert der Teil des AfD-Programms, auf den Lesch sich bezieht (Grundsatzprogramm der AfD, darin Seite 79) in der zweiten Hälfte genau das.
Prof. Harald Lesch beißt sich aber in der ersten Hälfte fest und sucht dort nach Korinthen.
a) Das IPCC ist nicht der alleinige wissenschaftliche Input-Geber für die Energiewendepolitik. Ja, sicherlich. Großes Kino.
b) Die AfD betreibt Window-Dressing, um die Klimaerwärmung hinwegzuerklären. Ja, richtig. Die AfD wäre besser beraten gewesen, auf die größeren Klimaschwankungen der letzten 5.000 oder 50.000 Jahre hinzuweisen, siehe oben. Der von der AfD ausgewählte 10-Jahres-Zeitraum ist in der Tat bescheuert. Aber egal, an der Wackeligkeit an oben skizziertem Gedankenschritt Nr. 2 ändert sich dadurch doch nichts?
c) Die AfD kritisiert, dass man sich auf Computermodelle beruft. Das hätte sie sich tatsächlich besser verkniffen, spielt aber ebenfalls für die Argumentation keine Rolle.
d) Die AfD behauptet, dass mehr CO2 das Pflanzenwachstum fördert. Nun, da hat die AfD halt schlicht und einfach Recht, solange es um die Konzentrationen geht, die derzeit in der Erdatmosphäre anzutreffen sind. In diesem Punkt wird Lesch regelrecht unseriös, indem er unterstellt, die AfD hätte behauptet, dass das auch bei Mars- oder Titanatmosphäre gelten würde.
Leschs Video leider nutzlos
Natürlich gibt es an der AfD vieles auszusetzen (an anderen Parteien niemals), aber der nichtneutrale Antrieb, der hinter Leschs Beitrag steht, führt leider dazu, dass der meiner Meinung nach kritischste Teil der Herangehensweise der AfD nicht entdeckt wird.
Dieser Teil, der so typisch für die heutige AfD ist, ist das verschwörungstheoretische Denken, das hinter der Dämonisierung des IPCC steckt.
Warum kann man nicht einfach sagen, dass die Bonanza für bayerische Solarbauern Mist ist, dass die Bürokratie Mist ist, dass die zahllosen Sondersteuern, die den Strompreis für die Bürger Deutschlands in astronomische Höhen getrieben haben, Mist sind? Man könnte auch noch sagen, dass alles zusammen typisch neudeutsche Dummheiten sind.
Wozu aber braucht man da noch die weltweite, geheimnisvolle Klammer "IPCC"? Mich gruselt es da leicht.
Es ist auch nicht nötig, in jedem der Punkte 1. bis 6. das Gegenteil der Regierungslinie zu behaupten. Es reicht, wenn mindestens einer der Gedankenschritte ungültig ist, und die Argumentation der klimafreundlichen Milliarden-Umverteiler bricht zusammen.
Es ist bedauerlich, dass die AfD der Versuchung, jeden einzelnen Schritt zu "widerlegen", nicht widerstehen konnte.
Mehr Neutralität bei Lesch hätte den Blick des Zuschauers vielleicht für diese und vielleicht noch weitere Unzulänglichkeiten im AfD-Programm öffnen können. Vielleicht wäre sogar eine objektivere Betrachtung der gesamten Klimapolitik möglich geworden. Vertane Gelegenheit!
Leider muss auch ich Professor Lesch vorwerfen, sich zum Soldaten einer politischen Seite, nämlich der Regierungsseite, gemacht zu haben.
* * *
Kommentare
#1 von "heinz steinmann": | 2016-08-22 15:25 |
weiter so !!
lg. heinz
PS. habe dich letzte Woche im maria einsiede (mit familie) gesehen.
schön mal einen stadtrat im öffentlichen bad anzutreffen... :-)
Mein Kommentar dazu: